Mit Kopfschütteln reagiert der Kreis-Pinneberger SPD-Landtagsabgeordnete Thomas Hölck auf Forderungen der CDU-Nachwuchsorganisation Junge Union, das Streikrecht aufzuweichen. Hölck empfiehlt den jungen Leuten ein bisschen Geschichtsunterricht und erinnert an den mächtigen Gewerkschaftsboss Heinz Kluncker, der vor 50 Jahren mit seiner Gewerkschaft ÖTV (Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, Vorläufer der heutigen Dienstleistungsgewerkschaft Verdi) das ganze Land lahmgelegt hat. Mehr als 200.000 Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen traten damals drei Tage lang in den Streik. Müll wurde nicht abgeholt, Busse und Bahnen fuhren nicht, Ämter blieben geschlossen. Und schon damals verlangte CDU-Generalsekretär Kurt Biedenkopf, dass Tarifabschlüsse vom Parlament genehmigt werden müssen. Hölck bemängelt, dass die Konservativen auch heute noch jede Gelegenheit nutzen, um Arbeitnehmerrechte abzubauen. SPD-Mitglied Kluncker hat 1974 nicht nachgegeben und damit seinem sozialdemokratischen Bundeskanzler Willy Brandt das Leben schwergemacht. Aber die Tarifautonomie wurde gewahrt, so Hölck.
Die Forderung der JU im Kreis Pinneberg, dass sich der Arbeitskampf gegen die Arbeitgeber richten müsse und nicht Millionen Menschen in Geiselhaft nehmen dürfe, lässt Hölck schmunzeln. „Wie soll das denn gehen? Sollen dem Bahnvorstand die Handys abgenommen oder der Zugang zum Computer verwehrt werden?“, fragt er. Ihm gehe GDL-Chef Claus Weselsky gelegentlich auch auf die Nerven, aber die Idee der JU, ein Streikgesetz zu beschließen, das bei kritischer Infrastruktur regelt, dass nicht verschiedene Gewerkschaften gleichzeitig streiken dürfen, hält der SPD-Abgeordnete für Unsinn. „Ein Streik, den keiner bemerkt, nützt nichts“, schreibt Hölck der JU ins Stammbuch.
Im Übrigen ist die bei der Bahn übliche Schichtarbeit sehr anstrengend und muss anständig entlohnt werden, fordert der Sozialdemokrat. „Die Bahn zahlt ihren Vorständen enorme Boni, die Lufthansa hat ihren Gewinn verdoppelt und das drittbeste Ergebnis in der Firmengeschichte erzielt, aber für die Arbeitnehmer wird nichts rausgerückt.“