Erfolg ist kein Automatismus!

Rede zu Drucksache 20/1616, 20/1460, 20/1672

,,Der Reisende sieht Dinge, die ihm unterwegs begegnen. Der Tourist sieht das, was er sich

vorgenommen hat, zu sehen.

Und was haben sie sich vorgenommen Herr Minister?

Den Bericht, den sie zum Stand der Umsetzung der Tourismusstrategie Schleswig-Holstein 2030
vorgelegt haben, ist von einer unglaublichen Unentschlossenheit geprägt. Wo ist der wohltuende
Elan Ihrer Vorgänger? Die Minister Meyer und Buchholz brannten für das Thema. Irgendwie habe
ich den Eindruck, der Tourismus ist nicht ihr Wellnessbereich. Bernd Buchholz hätte einen so
lustlosen Bericht niemals nur ansatzweise vorgelegt. Herr Minister Madsen, zum Ende letzten
Jahres haben Sie das Tourismuscluster SH abgeschafft. Die Leitung des Umsetzungsmanagements
haben Sie monatelang nicht vergeben.

Wir haben hier im Land ein Orchester, bestehend aus tollen Tourismusakteuren, nur der Dirigent
ist leider nicht zur Stelle.

Mit der Verabschiedung der Tourismusstrategie 2030 hatte die Landesregierung noch einen Plan
und Elan bei diesem Thema. Denn Erfolg ist kein Automatismus. Die Weiterentwicklung der
Tourismusstrategie war notwendig geworden, weil die bisherige, stark auf Wachstum
ausgerichtete Strategie an ihre Grenzen kam. Die Bevölkerung fühlte sich in Teilen vom Verkehr,
von Verdrängung, von zu wenig bezahlbarem Wohnraum und Lärm überfordert. Schnell machte
der Begriff von ,,Over Tourism“ die Runde. Die Strategie 2030 hat bewusst die Aspekte der
Nachhaltigkeit, der Tourismusakzeptanz, der Fachkräftegewinnung, der Ökologie und des
Sozialen stärker in den Blick genommen.

Ich bin dagegen, den Wachstumserfolg der vergangenen Jahre schlecht zu reden.
Man muss sich nicht für das schämen, was man erreicht hat. Es ist uns gelungen, den
Ganzjahrestourismus zu stärken. Aus etlichen Saisonarbeitsverhältnissen wurden dauerhafte
Arbeitsplätze. Das ist ein Riesenerfolg und gut für die Einkommen der Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer, bringt aber auch Planungssicherheit für die Betriebe.

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Trotzdem, ohne Akzeptanz vor Ort geht es nicht. Das haben auch sie erkannt und das Thema als
ein priorisiertes Handlungsfeld eingestuft. Aber es fehlt in ihrem Bericht der Hinweis, wer für
Akzeptanz werben soll. Sollen alle Touristiker das ohne weitere Abstimmung übernehmen? Wird
es Plattformen geben, um Synergieeffekte und Erfahrungen untereinander auszutauschen? Wem
ordnet das Ministerium diese Aufgabe zu? Das alles bleibt ungeklärt.

Wenn wir weiterhin so erfolgreich bleiben wollen, benötigen wir Arbeitskräfte.
Mitarbeitendengewinnung und -bindung ist von höchster Bedeutung. Der Fachkräftemangel in
unseren Destinationen ist auch kein regionales Problem. Viele erfolgreiche Reiseziele in Europa
leiden darunter. Wer den Wettbewerb um die Köpfe gewinnen will, braucht nicht nur gute
Bezahlung und Wertschätzung – sondern auch bezahlbaren und angemessenen Wohnraum für
die Beschäftigten.

Was sagt uns der Bericht zu dem Thema Wohnraum?

Ich zitiere: ,,Im Bereich des Leitprojektes 3 ,,Neue Modelle im Wohnraummanagement“ von
Kommunen und Betrieben zur Schaffung von adäquatem und bezahlbarem Wohnraum für
Beschäftigte im Tourismus gibt’s es bereits erste Überlegungen zur Bearbeitung.“

Das ist unzureichend, das Problem ist doch nicht neu.

Dann dachte ich, wenigstens der Antrag der Regierungskoalition würde weiterhelfen. Weit
gefehlt.

Da steht ein so wunderbarer Satz drin wie dieser, ich zitiere: ,,Das primäre Ziel soll deshalb nicht
länger alleine in der Steigerung der Bekanntheit des Landes-Schleswig-Holstein liegen, sondern
soll sich auch stärker auf das Management von nachhaltigen Prozessen und Projekten
fokussieren.“ Psssst, wir machen auf nachhaltig, auf gute Qualität, aber verraten nicht, wo das
stattfindet.

Fast 170.000 Menschen in SH verdienen ihr Einkommen im Tourismus, 10,4 Mrd. Umsatz sind ein
Fundament für Wohlstand in diesem Land. Finden wir zum Esprit und zur Leidenschaft für
unseren Tourismus früherer Jahre zurück. Lassen Sie uns gemeinsam an einer erfolgreichen
Umsetzung der Tourismusstrategie arbeiten. Und zwar gemeinsam mit allen demokratischen
Fraktionen in diesem hohen Haus, so wie das hier immer gute Tradition war.“

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