Preisexplosionen von Bau- und Rohstoffen betreffen viele Betriebe

LANDTAGSREDE – 25. August 2021


Thomas Hölck: Preisexplosionen von Bau- und Rohstoffen betreffen viele Betriebe
TOP 13, 56: Baubranche stärken – Potentiale öffentlicher Auftragsabwicklung nutzen und
Schriftlicher Bericht zur Rohstoff- und Baumaterialversorgung in der Bauindustrie und dem
Bauhandwerk und Auswirkungen auf die schleswig-holsteinische Wirtschaft

“Ich danke der Landesregierung für den nun vorliegenden Bericht, den wir im Mai beantragt hatten. Noch vor wenigen Monaten war es unvorstellbar, dass selbst profane Holzbaustoffe wie Dachlatten nicht verfügbar sind. Dieses Thema ist zu einem wirklichen Problem geworden. Die Preisexplosionen von Bau- und Rohstoffen betreffen viele Betriebe und verbreiten Unsicherheit. Das gilt sowohl für Arbeitgeber*innen- und Arbeitnehmer*innen in Industrie und Handwerk, als auch für Unternehmen, Privatpersonen und öffentliche Aufträge.
Nachgelagerte Produktion gerät in Schwierigkeiten, genauso wie Bauprojekte, deren Finanzierung ins Wanken geraten, da sie durch angestiegene Materialpreise verteuert wurden. Wir reden heute über ein gesamtgesellschaftliches Problem, dessen Auswirkungen dringend thematisiert werden müssen.

Die Landesregierung erkennt in ihrem Bericht die Nachwirkungen der Corona-Pandemie als eine Hauptursache an. Lieferengpässe und Produktionsausfälle wurden durch die wirtschaftlichen Verwerfungen der Krisenjahre befeuert. Insbesondere der Beginn der Pandemie brachte Produktion und Logistik teilweise zum Erliegen. Umso erfreulicher ist, dass sich dank sozialdemokratischer Regierungspolitik mit Wirtschaftshilfen und Kurzarbeit diese Entwicklungen nicht im selben Maß auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt haben. Die SPD sichert Stabilität.
Währenddessen ist der Bau-Boom ungebrochen, was angesichts des Mangels an Wohnraum keine schlechte Sache ist. Noch gravierender ist allerdings die immer weiter steigende internationale Nachfrage – insbesondere auch nach deutschen Erzeugnissen. Die Volkswirtschaften erholen sich von den Corona-Einbrüchen, allen voran China und die USA. Es ist nicht abzusehen, dass die Nachfrage aus diesen Ländern in nächster Zeit abflaut. Die Landesregierung geht davon aus, dass sich die Lage in der zweiten Jahreshälfte 2021 entspannt.
Daran habe ich Zweifel. Wenn sich Lieferengpässe wieder gelegt haben sollten, besteht weiterhin die Gefahr, dass die Preise auf einem erhöhten Niveau verharren. Die Exportnachfrage nach Holz aus deutschen Wäldern wird vermutlich nicht abnehmen. Viele der skizzierten Probleme und Folgen bleiben bestehen. Hohe Baukosten können die wirtschaftliche Erholung nach Corona dämpfen.

Die Auswirkungen der Preisentwicklung betreffen auch andere Branchen und private Bereiche, insbesondere durch sprunghaft ansteigende Preise und Transportverzögerungen, die sich wiederum negativ auf Liquidität und Gewinne von Unternehmen auswirken. Es gibt auch bereits Befürchtungen, dass selbst fehlende Holzpalletten für Lieferungen aller Art weitere Probleme nach sich ziehen könnten. Derzeit wird insbesondere Holz in großem Maße nach China und in die USA exportiert. Einen jüngst diskutierten Exportstopp halte ich für falsch. Wir beziehen einen Großteil unserer Rohstoffe aus diesen Ländern. China besitzt schon jetzt das Potential, großen Druck auf uns auszuüben. Eine Exportnation wie Deutschland sollte solange wie möglich auf Exportverbote verzichten. Wir dürfen den Anschluss an die internationalen Märkte nicht verlieren, sonst geraten wir bei der wirtschaftlichen Erholung insgesamt ins Hintertreffen. Das zugrunde liegende Thema ist das globale und regionale Ressourcenmanagement. Die Corona-Pandemie hat einmal mehr als Brennglas offengelegt, was schon lange schiefläuft. Alleine mit Blick auf die gewaltige Binnennachfrage in den USA und China nach Baustoffen wird deutlich, dass unsere globalen Vorräte an Ressourcen an ihre Grenzen stoßen. Auch bei uns wird z. B. Kies und Sand immer knapper. Es zeigt sich einmal mehr: Ein tiefgreifendes Umdenken ist notwendig. Wie wir wirtschaften und wie wir konsumieren.
Lassen Sie uns diese Entwicklungen auch als einen Denkzettel verstehen, dass wir nachhaltiger mit unseren Ressourcen und Rohstoffen umgehen müssen. Die Transformation zu einer weitgehenden Kreislaufwirtschaft ist eine Notwendigkeit.Wir brauchen viel mehr Recycling und einen klugen Umgang mit endlichen Ressourcen. Die heute thematisierten Probleme werden sich in Zukunft nicht einfach in Luft auflösen.
Wir fordern schon länger ein Ende des verschwenderischen Umgangs mit Ressourcen. Wir brauchen dringend Alternativen und müssen schonend mit unseren Ressourcen und Rohstoffen umgehen. Umweltfreundliche Produktion und schließlich die Klimaneutralität ist unser Ziel.“

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