TOP 39: Erstellung eines Maßnahmenkatalogs für eine Wasserstoffstrategie der Erneuerbaren Energien für SchleswigHolstein (Drs. 19/1801, AltA 19/1829)
,,In der letzten Woche wurde in Lübeck mit der ,,Norddeutschen Wasserstoffstrategie“ ein großer Schritt nach vorne getan. Als Fünfer-Team mit Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen sollen bis ins Jahr 2030 mindestens fünf Gigawatt Elektrolyse-Leistung in Norddeutschland realisiert werden. Das ist ein Meilenstein für die Energiewende. Wasserstoff hat den großen Vorteil, dass er im Gegensatz zu Strom einfacher gespeichert und transportiert werden kann. Dadurch ergeben sich für die Mobilität und auch für Industrie interessante Perspektiven. Damit könnte z. B. einem Sorgenkind der Energiewende den Verkehrssektor geholfen werden. Mit den geplanten fünf Gigawatt als 2030-Ziel wäre es möglich, 1,5 Millionen Pkw mit grünem Wasserstoff zu versorgen. Bei aller Euphorie, bei der Umsetzung sind aber noch viele Fragen offen. Wollen wirklich alle eine Technologie offene Mobilitätswende? Wie bringen wir den Ausbau eines Tankstellennetzes voran? Wie schaffen wir sinnvolle Investitions-Anreize für die Wasserstoffmobilität?
Für die Industriewende und damit für die Sicherung von Arbeitsplätzen ist der Einsatz von grünem Wasserstoff perspektivisch unverzichtbar. Eine Stahlindustrie in Deutschland wird es ohne Nutzung von grünem Wasserstoff
2050 sonst nicht mehr geben. Unser tägliches Leben ist vom Strom abhängig fällt dieser mal aus, geht fast nichts mehr. Die vielen technischen Innovationen vom Elektroauto bis zu Smart home devices machen uns das Leben einfacher, doch alle diese Geräte wollen mit Strom versorgt werden. Wie Sie sehen, prägt der Stand der Technik das Bild unserer Gesellschaft und muss bei der Ausgestaltung der Energiewende mitgedacht werden. Das bedeutet ganz konkret: Wenn wir allein auf Strom setzten, kommen wir nicht ans Ziel. Molekulare Speicher von regionalem Grün-Strom bieten bedarfsorientierte Lösungen für alle Sektoren, dafür steht der grüne Elektrolyse- Wasserstoff. Eine funktionierende und ökonomisch belastbare Wasserstoff-Wirtschaft ist zwar noch fern, doch wir können die nötigen Rahmenbedingungen schaffen, dass sich das ändert. Allerdings muss eine zentrale Frage geklärt werden. Wo bekommen wir die enormen Mengen erneuerbarer Energien her?
Das Projekt Grüner Wasserstoff und Dekarbonisierung im industriellen Maßstab soll in der Endausbaustufe 700 MW Wasserstoff produzieren, benötigt dafür allerdings 10 GW erneuerbaren Strom. Wir werden also auch auf Importe angewiesen sein. In Schleswig-Holstein haben wir erneuerbaren Strom. Wir haben das Reallabor Westküste 100 in Dithmarschen. In Heide gibt es Kavernen zur Speicherung von Wasserstoff. Wir haben an der Raffinerie Heide mit dem Projekt Kerosin 100 ein Vorzeigeprojekt. Dazu kommen die Industrieanalgen im Industriegebiet Brunsbüttel, die erhebliche Erfahrung im Umgang mit Wasserstoff haben. Mit dem Brunsbüttel Port, steht ein Hafen zur Verfügung für den möglichen Import von grünem Wasserstoff. Die Auflistung macht deutlich, die Westküste ist die Energieregion in SH. Ihr Antrag für eine Schleswig-Holsteinische Wasserstoffstrategie ist in der Sache ein logischer Schritt und listet eine ganze Reihe von guten Maßnahmen auf.
In der Norddeutschen Wasserstoffstrategie wird eine eigene SH Strategie einfließen können. Was jedoch fehlt, ist die Zuweisung einer konkreten Zuständigkeit. Bei der Norddeutschen Wasserstoffstrategie ist eine Koordinierungsstelle vorgesehen. Für die Entwicklung unserer landeseigenen Strategie, ist ein eigenes Wasserstoffkompetenzzentrum notwendig. Ein Kompetenzzentrum kann Ansprechpartner für alle Wasserstoff- Themen werden und Kontinuität über die langen Planungszeiträume der Energiewende schaffen. Es muss vor allem sicherstellen, dass ein desinteressiertes Nebeneinander oder gar Gegeneinander in Schleswig-Holstein, oder zwischen den Ländern oder dem Bund nicht passiert. Wir wollen alle an einem Strang ziehen. Darüber hinaus bietet die Umsetzung und Erweiterung Ihres Maßnahmenkatalogs, wie die Bündelung des landesweiten Know- hows, einen entscheidenden Beitrag für die Wasserstoffstrategie unseres Landes.
Bei der Vernetzung mit Forschenden, Start-Ups und interessierten Gemeinden könnte ein kompetenter Ansprechpartner zur Seite gestellt werden. Wir haben zwar ein Kompetenzzentrum Erneuerbare Energien und Klimaschutz in SH. Bei der Größe der Aufgabe, die bei der Wasserstofftechnologie vor uns liegt, ist ein eigenes Kompetenzzentrum für Wasserstroff ein sinnvoller und wichtiger Ansatz.“