Jamaikas Wasserstoffstrategie birgt deutliche Defizite

Jamaikas Wasserstoffstrategie birgt deutliche Defizite TOP 62: Wasserstoffstrategie des Landes Schleswig-Holstein – Wasserstoffstrategie.SH (Drs. 19/1801, 19/2484)

,,Grüner Wasserstoff ist die Kohle und das Öl der Zukunft und ein fundamentaler Schlüssel beim Gelingen der Energiewende und dem Erreichen der Klimaschutzziele. Dass die Landesregierung nun die lang angekündigte Strategie vorgelegt hat, ist gut ­ein Jahrhundertwerk ist es allerdings nicht. Wasserstoff ist selbstverständlich ein Teil der Energiewende, er ist in vielen Bereichen notwendig. Damit stellt sich die Frage: Wo wollen wir ihn einsetzen? Von allen Seiten wird am Wasserstoff gezerrt. Wir brauchen Wasserstoff in der Chemieindustrie, bei der Stahlproduktion, wir brauchen Wasserstoff als synthetischen Treibstoff im Flugverkehr, insgesamt für die Mobilität. Gerade für die deutsche Industrie ist grüner Wasserstoff häufig die einzige Alternative zu Kohle, Öl und Gas. Es geht darum, Industriestandorte und Arbeitsplätze zu sichern. Eine De-Industriealisierung infolge der Energiewende kann nicht gewollt sein. In diesem Zusammenhang bekennen wir uns zu dem energieintensiven Industriestandort Brunsbüttel. Eine gute Wasserstoffstrategie ist die einzige Möglichkeit, nicht nur die Energie-, sondern auch die Industriewende zu schaffen. Schleswig-Holstein hat die besten Voraussetzungen, grünen Wasserstoff selbst zu produzieren und zu verwenden. Wir haben ausreichend erneuerbaren Strom, wir haben Speicherkapazitäten in Kavernen und ein gut ausgebautes Gasnetz. Wasserstoff ist aber auch die Schlüsseltechnologie der Mobilität der Zukunft. Luftfahrt, Schwerlastverkehr und Schifffahrt, überall dort wo Batterieantriebe an ihre Grenzen stoßen, führt kein Weg an Wasserstoff vorbei. Es geht zum einen um die Massentauglichkeit für die industrielle Anwendung. Zum anderen um den Aufbau einer regionalen Wasserstoff-Wertschöpfungskette in Schleswig- Holstein. Dafür ist eine Wasserstoffstrategie eben auch regional zu denken. Zahlreiche Windmühlen gehen 2021 aus der EEG-Förderung und können nicht repowert werden. Vor Ort Wasserstoff zu produzieren und damit für eine regional gesicherte Versorgung mit Wasserstoff aufzubauen, wäre eine gute alternative Nutzung. Dem muss sich der Aufbau eines Tankstellennetzes anschließen – vorzugsweise an Verkehrsachsen und Logistikzentren. Damit wären Speditionen, kommunale und kommerzielle Verkehrsbetriebe bereit, in wasserstoffangetriebene Fahrzeuge zu investieren. Die Notwendigkeit ist also unbestreitbar. Ihre vorgelegte Wasserstoffstrategie birgt allerdings deutliche Defizite. Wer den Ausbau von grünem Wasserstoff fordert, muss auch die Voraussetzungen dafür schaffen. Auf welchen Flächen und mit welchen Energieerzeugern soll der Strom erzeugt werden? Mit dem Bau von drei Windrädern im ersten Halbjahr 2020, wird das keinesfalls gelingen. In der Strategie fehlt ein zentraler Pfeiler. Es fehlt ein klares Bekenntnis zum Aufbau eines Wasserstoffkompetenzzentrums. Wir müssen uns der Notwendigkeit bewusst werden, dass wir Anwendungsforschung im ganz großen Stil betreiben müssen, um Unternehmen auch langfristig an Schleswig-Holstein zu binden und den Wissenschaftsstandort zu integrieren. Irritierend sind die Anmerkungen zum Wasserstoff-Import im Bericht der Landesregierung, die Sie kommentarlos und kritiklos aus der nationalen Wasserstoffstrategie übernehmen. Wir müssen doch erst einmal unser Potential in SH ausschöpfen und nutzbar machen, bevor wir über Importe nachdenken. Noch dramatischer finde ich den Hinweis zur Wettbewerbsfähigkeit der Wasserstofferzeugung in SH. Ich zitiere aus dem Bericht: „Da bei den Importen 1 davon auszugehen ist, dass diese aus Regionen mit besonderen Standortvorteilen kommen werden, stellt sich die Frage nach der Wettbewerbsfähigkeit der Wasserstofferzeugung in SH.“ Die Landesregierung geht dieser Frage im Gutachten ,,Regionale Wasserstofferzeugung und Märkte“ nach. Und wenn die Landesregierung zu dem Ergebnis kommt, dass wir das nicht brauchen? Dann sind alle Anstrengungen umsonst? Die Wasserstoffstrategie muss sich also um die Frage der Wettbewerbsfähigkeit kümmern. Brennen für ein Thema sieht wirklich anders aus. In der August-Sitzung des Landtages haben wir festgestellt, dass sie die bisherige Zielsetzung des schleswig-holsteinischen Energiewende- und Klimaschutzgesetzes teilweise verfehlt haben. Die bisherige Bilanz der Jamaika-Koalition stimmt mich nicht zuversichtlich, dass ihre Wasserstoffstrategie erfolgreich sein wird. Trotzdem lohnt es sich, den Bericht der Landesregierung in den Ausschüssen zu beraten. Deshalb stimmt die SPD-Fraktion für die Überweisung in den Fachausschuss.“

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